Was ist das hier für eine Seite?

Eberle ist eine Figur, die ich als NPC im Spiel "diekoenigreiche.com" erschaffen habe. Doch mittlerweile ist er für mich weit mehr als nur ein NPC, er hat eine eigene Geschichte, eine eigene Vergangenheit und ich fands eigentlich schade, dass die Geschichten um ihn irgendwann verschütt gehen würden.


Und so hab ich ihn hier in diesen Blog gestopft.


Ich danke dem Spieler des Ansgar ("der Schwarze) für die Genehmigung, seine Beiträge mit verwenden zu dürfen.





Freitag, 26. März 2010

Petri Heil!

12. Nebelung

Bewaffnet mit Schnur, Haken und einem komischen Ding aus geflochtenen Weiden, ähnlich wie ein Korb, stapfte Eberle in Richtung des kleinen Baches, der von der Donau abzweigte und in Richtung der Stadt floss…nicht allzu lang trennte sich dieser Nebenarm vom Hauptarm , doch in diesem gab es zu Hauf Fisch, so hatte sein Freund, der Schenkenwirt Jakob, ihm verraten. Gleich nachdem er Winella zugesagt hatte, „an Haufa Fisch“ zu besorgen, war er in seine Lieblingsschenke eingetreten und hatte sich den Jakob geschnappt. „Musst mia helfa, Jackl“, flüsterte er und erklärte ihm das Problem.
Wie hätte er denn Frau Winella auch die Bitte abschlagen können? Immerhin hatten sie und der Herr Ansgar sich um ihn gekümmert und ihm sogar hier eine neue Heimat gegeben. Wie hätte er da sagen sollen, dass er keinen blassen Schimmer davon hatte, wie man Fische aus dem Wasser bekam.
Aber dafür gabs den Jackl, der ihm auch die Ausrüstung in die Hand drückte.

Er war am Bach angekommen. Auch hier war das Wasser trübe, wie die Donau auch, die Regenfälle waren dafür verantwortlich. „A wurscht“, murmelte Eberle, „sehn solln die eh nix, nur boaßa“.
Wie Jakob gesagt hatte, hing er die Schnüre samt den Drahthaken in den Bach. „Ah, Dippel, damischer“, schimpfte er, als er merkte, dass er was vergessen hatte. Er zog also die Haken wieder heraus, sah sich um und stochert dann mit einem Stock im Erdreich herum. Eine Weile brauchte es, dann bückte er sich…immer wieder, bis er eine stattliche Anzahl an Würmern beisammen hatte. Doch wohin damit……einen Moment lang war er versucht, sie einfach in die Hosentasche zu stecken…“naaa, so blead bin i doch ned“, missbilligend schnalzte Eberle mit der Zunge. Kurzerhand nahm er den Hut ab und legte sie da hinein. Einen nahm er, nen richtig Dicken, der sich ziemlich wehrte, um nicht aufgespießt zu werden. „Pech ghabt, Du kimmerst di jetzert drum, dass wia an ordentlich dicken Fisch kriagn.“
Dicker Wurm, dicker Fisch…das leuchtete dem Eberle nämlich ein. Er war ja kein Dummkopf.

Die Zungenspitze kreiste im selben Takt um seine Lippen herum, wie der Wurm sich kringelte, doch nach einer Zeit hatte er ihn befestigt. Er warf die Schnur samt Haken ins Wasser und band ihn an einem Ast fest, der etwas über den Bachlauf ragte. Arg musste er sich strecken, der Kleine, doch es gelang. Nach und nach wurden so vier Schnüre in den Bach geworfen und an verschiedenen Bäumen befestigt…die sanfte Strömung zog sie dann in die Mitte des Wassers. Begeistert von seiner Leistung fieberte der Eberle dem ersten Rucken entgegen.

Nach einer Weile war sein Eifer etwas abgekühlt. Eberle langweilte sich. Er konnte nicht mal sehen, ob sich ein Fischlein überhaupt interessierte. Ob er mal guckte? Vielleicht hatten sich die Würmer schon befreit? Vorsichtig zog er nach und nach die Haken heraus, doch die Würmer waren noch dran. Sie sahen ein bisschen seltsam aus. „Ach, dös kenna dia Fisch eh ned seang in derer Drecksbriah“, murmelte er und ließ sie wieder eintauchen.

Eine kleine Untiefe im Bach erweckte seine Neugierde. Früher, als er noch ein kleiner Bub gewesen war, da hatte er mit seinem Spezl, dem Wiegand, kleine Dämme gebaut. Ein breites Grinsen erschien auf Eberles Gesicht. Er blickte sich um, doch niemand war zu sehen. Die nächste Zeit verbrachte er damit, Steine zu rollen, zu einem Damm aufzuschichten, von Stöcken gestützt, so dass neben dem Bachlauf nun ein kleiner Teich entstanden war. Seine Beine waren zwar eiskalt, denn von Zeit zu Zeit war er ins Wasser getreten, aber der Eberle glücklich. Er war schon früher der beste Dammbauer unter den Buben gewesen. „Glernet is hald glernet“, brummte er zufrieden.

Aus dem Augenwinkel sah er, dass eine der Schnüre sich heftig bewegte. „Je“, murmelte er, „da muss i glei….“ Er rannte hin und zog fest an der Schnur und war begeistert, als er Widerstand spürte. Ein Fisch. EIN FISCH. Der Eberle war ganz narrisch vor lauter Glück. Schon hielt er an kurzer Schnur einen wild um sich tobenden Fisch. „Und jetzert?“, grübelte er….einen Stock zum auf den Fischschädel hauen hatte er nicht, an die Steine kam er nicht heran. „Ach, is doch wurscht“, kurzerhand schlug er den Fisch an den Baum und schon war die Sache erledigt. Beim Versuch, den Fang vom Haken zu lösen, stach er sich einige Male in den Finger.

Ein Fisch. Frau Winella würde stolz auf ihn sein. Allerdings hatte sie von mehreren gesprochen….na, das würde er auch schaffen.

Zur Mittagszeit, Eberle konnte immer sagen, wenn Mittag war, denn da knurrte pünktlich sein Bauch, hatte er immerhin schon fünf Fische, die tatsächlich auch mehr als zwei Hände lang waren. Er war entzückt. Das war doch gar nicht so schwer, dieses angeln. „Odr i bi a toller Hecht“, Eberle kicherte laut über sein Wortspiel. Aus der Tasche zog er ein Stück Brot und ein Stück Trockenfleisch, welches ihm das Weib seines Meisters mitgegeben hatte. Mittlerweile lugten ein paar Sonnenstrahlen durch den Hochnebel und Eberle erkannte, wie er da so am Ufer hockte und kaute, dass der Bach sich etwas geklärt hatte. Er sah einen ganzen Schwarm großer Forellen. „Eich kriag i a no“, Eberle grinste.

Eigentlich seltsam, dass niemand sich hierher verirrte. Ob das am schlechten Wetter lag?
Eine Bewegung ließ den Eberle innehalten beim Kauen. Da kam ein junges Weib, beinah noch ein Mädel, so jung, in Richtung der Stelle, wo er seine Angeln hatte. „Blitzsaubers Dearndl“, murmelte er anerkennend. Zarte Gestalt, braunes Haar, ordentlich aufgesteckt. Dass die Kleidung ärmlich ist, fiel ihm, den Kerl, nicht auf. „Griaß Di“, seine tiefe Stimme schallte ordentlich hier draußen in der freien Natur und er nahm sich etwas zurück, wollte er das Mädel doch nicht verängstigen, „hab koa Furcht, i dua dir nix. Mach´st Mittagsrast?“ Er hätte ja gern den Hut gezogen, soviel Anstand hat auch der Eberle, doch der nämliche Hut lag gefüllt mit Würmern am Bachufer. Also nickte er nur freundlich. Beim Näherkommen entdeckte er Sommersprossen in dem Gesicht, das trieb ihm ein Lächeln ins Gesicht, hat doch seine Agatha, der Herr habe sie selig, auch das ganze Gesicht voll gehabt. „Roßmuckn“, Eberle grinste.
Der kleine dicke Bayer Eberle wandte sich wieder dem Tagwerk zu. Er stand verzagt am Ufer des kleinen Baches.

Zehn Fische hatte er. Er war ja überrascht, dass er überhaupt was gefangen hatte. Aber zehn Fische waren sicher zu wenig. Brummend wippte der Eberle in seinen Holzschuhen vor und zurück und überlegte. Er wollte Frau Winella doch nicht enttäuschen.
Vielleicht, wenn er den Bach auf der einen Seite mit Holz, Ästen, Steinen und Stämmen versperrte und von der anderen Seite mit diesem komischen Korb durchging, vielleicht verirrte sich dann der eine oder andere da rein. Das erschien ihm als guter Plan, er kratzte sich mehrmals am Hinterkopf, doch ihm fiel nichts ein, was dagegen sprach, im Gegenteil. Je mehr er überlegte, desto genialer erschien es ihm. Er war halt doch ein ganzer Kerl…und die Fische…eben nur Fische. "Schwoabafisch gar". Freiwillig würden die ihr Leben nicht rausrücken, waren doch die Schwaben fürs sparen bekannt.

Er holte diesen komischen Korb. Oben war er breit, nach unten wurde er immer schmaler. Es dauerte eine Weile, bis er den Bach so abgesperrt hatte, dass oben noch das Wasser drüberlaufen konnte, aber keine Fische mehr durchkamen. Dann stieg er vorsichtig in den Bach….und gleich wieder raus, denn schon wieder zappelte an der Baumschnur etwas.
Als auch dieser Fang herausgeholt und getötet worden war, stieg er wieder ein. „Saxendi, is des eisig“, Eberle biss so fest die Kiefer aufeinander, dass ihm die Kinnlade schon weh tat. Vorsichtig, bis zu den Knien im Wasser nun, den Korb vor sich herschiebend, trieb er den Forellenschwarm vor ihm her, Richtung selbstgebauter Absperrung.

Es ging alles blitzschnell. Von der linken Seite kam ein großer Schatten angezischt, der Schwarm rechts an ihm vorbei, zwei der Forellen tatsächlich in den Korb, doch noch nicht ganz darin, war einer der beiden schon im Maul des großen Schattens. Vor Schreck zog Eberle den Korb hoch, Öffnung nach oben, darin zwei Fische und ein halber, der im anderen steckte und das wohl nicht wollte, dieser Kampf brachte Eberle zum Schwanken. Er knickte um, klatschte rückwärtig in den Bach, den Korb hoch erhoben.

Eberle blieb die Luft weg angesichts der Kälte, er schoss wieder hoch und sprang samt Korb ans Ufer. Keuchend blieb er liegen, nach Atem ringend. Er sah, wie der große Schatten, ein Hecht, wie er nun sah, mit dem Beutefisch im Maul herum hüpfte – bedenklich näher zum Bach wandernd. „Oh, na, dös koanst vergessa“, Eberle blickte sich um, fand nix, nahm kurzerhand den Holzschuh vom Fuße und ließ diesen auf den Fischkopf niedersausen. „A Ruah is“, stieß er heraus, und tatsächlich – der Fisch rührte sich nicht mehr. Vorsichtig bog er den Kiefer des Raubfisches auseinander und holte die Forelle raus. „Fast no wia neu“, Eberle grinste. Auch die zweite Forelle aus dem Korb bekam einen letzten Denkzettel mit dem Holzschuh.

Dann wurde ihm klar, dass es ihn fror. Kein Wunder, war er ja auch patschnass. Das Abenteuer Angeln würde er für heute aufgeben müssen. Traurig blickte er auf die Ausbeute, er hatte gehofft, wenigstens zwanzig Fische mitzubringen, er hatte sich doch so schön ausgemalt, wie Frau Winella ihn loben würde. Er band die Angelschnüre los und rollte sie zusammen, nun schon feste mit den Zähnen klappernd. Alle Fische warf er in den Korb und ging dann noch zum Ufer, um seinen Hut zu holen. Da sah er es. Offenbar durch sein Missgeschick waren noch fünf Forellen über den kleinen Staudamm, denn er gebaut hatte, gespült worden und saßen nun in diesem kleinen Teich fest. Mit feistem Grinsen zog er den Holzschuh wieder aus und holte auch diese Beutefische in den Korb. Dann packte er hastig seinen Hut, setzte ihn auf und hastete in Richtung des Hauses von Frau Winella.

Dass der Hut nicht leer war, hatte er vergessen.

Schnatternd vor Kälte gelangte ein ziemlich blaugefrorener Eberle am Haus in der langen Gasse an, wo das Haus des Weibes vom Meister stand. Er klopfte. Hastig nahm er noch den Hut ab, wohlerzogen, wie er war.
Es klopfte und Ella ging zur Türe, um zu öffnen.

Draußen stand ein schlotternder Eberle, mit dem Hut in der Hand, blauen Lippen und einem Haufen Würmer auf dem Kopf. Ella starrte ihn nur an. Hatte nicht die Mutter Ammenmärchen von einem Weib erzählt, welches Schlangen auf dem Kopf hatte statt Haare. Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken abzustreifen. Langsam lösten sich zwei, drei der Würmer vom Haupte des kleinen Bayern und klatschten auf den Boden. Der Geißenpeter erhob sich, tapste dorthin, schnüffelte und öffnete dann sein großes Maul.

„Wäh“, Ella schüttelte sich. Dann erst packte sie den Eberle am Arm, fühlte, dass er eiskalt gefroren war und zog ihn mit einem Aufschrei in die Hütte. „Eberle, bist Du verrückt? Wieso rennst Du draußen rum, wenn Du nass bist.“ Sie packte ihn vor den Herd, holte ihm eine Decke und hing sie ihm um. Ein paar weitere Scheite wanderten in das Feuer, bis es rot glühte. Die Handvoll Würmer hatte sie entfernt – sie lagen nun vor der Türe und der Peter saß mit träumerischem Blick davor.

Ella drückte dem immer noch mit den Zähnen klappernden Eberle eine Schale heiße Suppe in die Finger. Dann fiel ihr Blick auf den Korb. „DAS HAST ALLES DU GEFANGEN?“ Ella war wirklich beeindruckt. Es waren mehr als ein Dutzend Forellen….und ein großer Hecht. Letzterer rang Ella wirklich großen Respekt ab, die Fangzähne eines solchen waren nicht ohne. Sie hatte Eberle wirklich unterschätzt.

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